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20 Jahre deutsche Hauptstadt: Berlin in Wort und Schrift

01.09.2010

Viele Menschen haben die deutsche Hauptstadt in Worten verewigt. Die folgenden Zitate und Romane spiegeln die ungebrochene Faszination der Stadt wider.

Am 31. August vor 20 Jahren unterschrieben der damalige Minister des Inneren der Bundesrepublik und der Staatssekretär der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik den Einheitsvertrag. Seitdem ist Berlin wieder die Hauptstadt aller Deutschen.

Viele Menschen – Politiker und Schriftsteller, Journalisten und Schauspieler – haben diese Metropole, die wie fast alle Großstädte unablässig zwischen Herrlichkeit und Kreativität sowie Mittellosigkeit und Brutalität wandelt, mit ihren Worten verewigt. Dieser Artikel verzeichnet einige Berlin-Zitate und empfiehlt einige Romane zur weiteren Vertiefung in die Vielschichtigkeit, die Einzigartigkeit und die Dynamik der deutschen Hauptstadt.

„Ich bin ein Berliner“

Der wohl bekannteste Ausspruch, der um die ganze Welt ging, stammt vom 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy. Wenige wissen, was diesem berühmten Satz vorausging: „Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt (…) und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner“.

Berühmte Persönlichkeiten über Berlin

Schon lange vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, ganz besonders in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, war Berlin eine glanzvolle Metropole und nicht nur kultureller, sondern auch politischer Dreh- und Angelpunkt, wie zum Beispiel der sowjetische Politiker Chruschtschow befand: „Westberlin ist das Hühnerauge der Westmächte, auf das man von Zeit zu Zeit kräftig treten muss“. Auch der deutsche Erzähler Theodor Fontane wusste um die Bedeutung der deutschen Stadt: „Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner“, denn „Berlin ist mehr ein Weltteil als eine Stadt“ (Jean Paul, Erzähler). Diese Stadt zieht nicht nur heute Kreative aus der ganzen Welt an, sondern war auch schon im 20. Jahrhundert ein Magnet für Künstler, wie zum Beispiel den österreichischen Komponisten, Franz von Suppé, von dem das Zitat stammt: „Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin“, denn Berlin ist „ein fruchtbares Gelände für sumpfige Typen, seit 750 Jahren“, so der deutsche Kabarettist Wolfgang Neuß. Auch der deutsche Dichter Wilhelm Raabe (1831-1910) kannte die Wirkung der Metropole: „Ich war ein Student, und ich studierte in Berlin – o großer Gott, was studierte ich alles! Es ist mir heute noch ein Mirakel, daß ich nicht mit einem Riß, einem Sprung im Hirnkasten herumlaufe: die Gehirnerweiterung war zu mächtig“.

Berlin in den Augen der Gegenwart

Und auch in der Gegenwart ist die Faszination dieser Stadt ungebrochen. Der deutsche Journalist und Gourmet Wolfram Siebeck beschreibt die Stadt folgendermaßen: „Berlin habe ich mir als riesige Baustelle vorgestellt, wo man auf dem Kurfürstendamm von ausländischen Hütchenspielern beschupst wird, am Prenzlauer Berg als schlipstragender Hetero unangenehm auffällt, wo die Gastronomie aus tausend und einer Szenekneipe der unterschiedlichsten Folklore besteht und die wenigen Feinschmeckerlokale erst abends aufmachen wie in der Provinz. Was soll ich sagen – genauso ist es.“ Auch die deutsche Showmasterlegende Hans-Joachim „Kuli“ Kulenkampff schätzt die Berechenbarkeit der Stadt. Die Stadt hat „ein Publikum, das schon im vornhinein merkt, was man sagen will – deshalb kann man viel weglassen.“ Dem deutschen Schauspieler Theodor Döring (1803-1878) war das Berliner Publikum allerdings nicht geheuer und er ätzte in Berliner Manier: „Deshalb setzt er (der Berliner) sich ins Parkett nicht als ein dankbarer Zuschauer, sondern wie ein Sonntagsschütze, der sich in eine Sandkuhle legt, um einen armen Hasen abzumorden. (…) Jetzt steckt der Hase den Kopf raus, der Fehler ist da, und nun knallt es los. Das ist das, was der Berliner sein Theatervergnügen nennt“. Die deutschen Hauptstädter sind bis heute als Meister der kunstvollen Beschimpfung und der Unhöflichkeit, ihrer sogenannten Berliner Schnauze, berühmt.

Berliner Romane

Es gibt eine Vielzahl von Romanen, die in Berlin spielen oder von der Metropole handeln – es seien hier nur einige kurz vorgestellt. Diese Bücher vermitteln aus verschiedenen Perspektiven ein Bild von der Hauptstadt, erzählen aus der Vergangenheit und der Gegenwart, beschreiben Schicksale und die Dynamik dieser Stadt, in Ost und West.

Berlin vor dem Zweiten Weltkrieg

Erich Kästner: Emil und die Detektive (1929)

Der Junge Emil Tischbein wird auf dem Weg nach Berlin im Zug bestohlen und folgt, begleitet von anderen Kindern, dem Dieb quer durch die Stadt, der sich als gesuchter Bankräuber herausstellt.

Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz (1929)

Dieser Montage-Roman hat zwei Protagonisten: die Großstadt Berlin und den Ex-Häftling Franz Biberkopf. Wesentlich und besonders an diesem Buch ist, dass Berlin nicht nur als Kulisse fungiert, sondern ebenso auch ein Darsteller des Romanes ist.

Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen (1932)

Doris, die ein Filmstar werden will, entflieht ihrer drögen Büroarbeit in das Berlin der Zwanziger Jahre und wird dort nicht nur mit der Glitzerwelt der Metropole konfrontiert, sondern erlebt ebenso auch das großstädtische Elend.

Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung in Ost und West

Hans Fallada (Ost): Ein Mann will nach oben (1953)

Ein jugendlicher Waise kommt nach Berlin und träumt von Geld und Einfluss. Er trifft auf vielerlei unterschiedliche Bewohner dieser Stadt, auf ihren eigenwilligen Humor und ihre einzigartigen Geschichten – und vor allem auf Frauen. Das Buch begleitet den Protagonisten zweieinhalb Jahrzehnte durch die deutsche, im Besonderen die Berliner, Geschichte.

Ulrich Plenzdorf (Ost): Die neuen Leiden des jungen W. (1973)

Der an Wolfgang von Goethe angelehnte Roman, der sich der Montagetechnik bedient, erzählt die Geschichte von Edgar Wibeau, der aus seiner Heimatstadt nach Berlin türmt, dort alleine leben bleibt und schließlich bei einem Unfall 17jährig stirbt.

Berlin nach der Wiedervereinigung

Renée Zucker: Berlin ist anderswo (1997)

Alltagsgeschichten verdichten sich zu einem umfassenden Berlin-Porträt.

Katharina Hacker: Der Bademeister (2000)

Der Bademeister eines geschlossenen Schwimmbades im Prenzlauer Berg verbringt, nach einem ganzen Berufsleben in diesem Bad und arbeitslos geworden, seine gesamte Zeit an diesem Ort. Er unterhält Gespräche mit nicht vorhandenen Zuhörern und der Leser erfährt nach und nach seine Lebensgeschichte und noch vieles mehr.

Sven Regener: Herr Lehmann (2001)

Dieses Buch spielt im Mikrokosmos Kreuzberg und erzählt die Geschichte des fast 30jährigen Frank Lehmann, der in der Kneipe „Einfall“ arbeitet und am Ende des Buches den Fall der Berliner Mauer erlebt.

Willkommen in Berlin!

Zitate und Bücher mögen ein lebhaftes Bild von der deutschen Metropole und ihrer weltweit unvergleichlichen Geschichte vermitteln. Doch nur eines wird die Lebendigkeit und Vielseitigkeit dieser unnachahmlichen Stadt fühl- und erlebbar machen: ein Besuch. Herzlich willkommen in Berlin!