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Das dreißigste Jahr (2009)

Ein manches Leben ist vorbei
Ein andres liegt noch unberührt
Dem dritten ist es einerlei
Er wurde nie verführt

So sagt der Eine: halbe Zeit
Ein zweiter: Jetzt geht’s los
Und dieser ruft dann ganz befreit
Ich bin so jung, so endlos groß

Der Grund gesetzt und wird auch bleiben
Erfahrung steht, ist ausbaubar
Doch auf dem Meer nur einfach treiben
Scheint leider undenkbar

So viel gefasst, ganz mündig, ernst
Bleibt immer in den Herzen
Und unberufen nie verlernst
Wie Niederlagen schmerzen

Was Leiden schafft, das trennt
Und hebt Dich auf Emporen
Wer nicht heiß und innig brennt
Der soll im Lebenssaft leise, ganz still schmoren

In diesem Sinne, such’s Dir aus
Schwing Dich auf eine Leiter
Steig hoch und höher, ganz hinaus
30 ist nur eine Zahl und es geht immer weiter!

* „Wenn einer in sein dreißigstes Jahr geht, wird man nicht aufhören, ihn jung zu nennen.
Er selber aber, obgleich er keine Veränderungen an sich entdecken kann, wird unsicher.“
Ingeborg Bachmann („Das dreißigste Jahr“)