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Kinderspiel Mode: Wie man seinen eigenen Stil findet

03.08.2010

Wie finde ich meinen eigenen Stil? Beantworten Sie die Fragen: Wer bin ich, wie fühle ich mich und wohin gehe ich? Stil ist Spiel: kinderleicht.

Die Mode ist bis zum heutigen Zeitpunkt immer durch eine Kleiderordnung charakterisiert gewesen. Im Mittelalter war die Kleidung noch von der Ständeordnung geprägt, im Barock setzten sich Spitzenkragen, Dekolletés und breitkrempige Hüte durch, der Stil des Rokoko kann mit dem Begriff Ungekünsteltheit beschrieben werden. In der Gründerzeit, also der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, dominierten Mieder, tiefe Ausschnitte und aufwendig hochgesteckte Haare das modische Bild. In der Gegenwart haben sich diese Konventionen aufgelöst. Jeder darf tragen, was er will. So sind z. B. Hosen für Frauen salonfähig geworden – der Boyfriend-Stil ist eine Erscheinung unserer Zeit. Doch inmitten dieser modischen Freiheit stellt sich natürlich eine neue Frage: Welche Kleidung passt zu mir? Auch die unzähligen Mode-Tipps und -Tricks und Titel der Frauen- und mittlerweile auch Männerzeitschriften scheinen den kaum zu befriedigenden Bedarf an der Beantwortung der Frage widerzuspiegeln:

Wie finde ich meinen eigenen Stil?

Der in Sachen Stil stets überzeugende amerikanische Pop- und HipHop-Produzent Pharrell Williams sagte einmal in einem Interview, dass man sich nur drei Fragen zu stellen habe: Wer man sei, wie man sich fühle und wohin man gehe. Die Beantwortung der ersten Frage ist sogleich die Schwierigste.

Wer bin ich?

Was bin ich für ein Typ? Was kleidet mich entsprechend? Versuchen Sie sich einfach daran zu erinnern, wie sie sich als Kind und Jugendliche/r gekleidet haben bzw. was Ihnen an anderen Personen gefiel. Welche Farben mochten Sie, welche Muster, Schnitte, Stoffe? Sie werden Ihren Geschmack nicht wesentlich geändert haben, auch wenn Sie dies zuerst vermuten. Ihr Geschmack wurde lediglich durch das beeinflusst, was uns die Zeitschriften und Medien als Modetrends vorgaukeln. Betrachten Sie die Werke der großen Modeschöpfer als Inspiration und nicht als Vorlage zur Imitation. Eine weitere wesentliche Empfehlung, die man sich bei Kindern abschauen kann, ist das Experiment. Legen Sie an einem regnerischen Sonntagnachmittag alle Kleidungsstücke, die Sie haben, auf einen Haufen und bekleiden Sie sich wahllos. Laden Sie vielleicht Ihre Freunde mitsamt ihrer Garderobe ein. Probieren Sie sich aus. Verkleiden Sie sich, wie es ein Kind tun würde. Experimentieren Sie. Kombinieren Sie, was augenscheinlich nicht zusammengehört und lassen Sie sich überraschen. Schauen Sie sich im Spiegel an und entscheiden Sie intuitiv, was Ihnen gefällt und was nicht. Wenn Sie sich nicht sicher sind, gehen Sie hinaus auf die Straße, präsentieren Sie sich neugierigen Blicken. Wie fühlen Sie sich? In der Mode muss man Fehler machen dürfen, um seine persönliche Ausdrucksweise zu finden. Seien Sie selbstbewusst und mutig.

Hatten Sie als Kind ein Faible für schöne Formen? Mochten Sie Muscheln, schöne Steine und andere Schmuckstücke, die Sie in einem Kistchen unter Ihrem Bett gesammelt haben? Dann sind Sie eindeutig ein Accessoire-Typ und sollten sich auf schlichte Kleidung beschränken und Ihren Typ mit Schmuck, Gürteln und Taschen akzentuieren.

Laufen Sie immer offenen Blickes durch die Welt, beobachten Sie andere Personen, fragen Sie sich, warum diese gut angezogen sind oder eben nicht. Schlendern Sie regelmäßig durch Einkaufscenter und stöbern Sie in Second-Hand-Läden und lernen Sie, nein zu sagen, wenn Ihnen ein Kleidungsstück nicht 100%ig gefällt. Stil braucht Zeit. Nutzen Sie Internet-Auktionshäuser, um etwas zu finden, von dem Sie eine genaue Vorstellung haben, wie z.B. einen pinkfarbenen, knielangen Lederrock. Haben Sie Geduld. Sie werden das ersehnte Objekt nicht beim ersten Mal finden, aber umso glücklicher sein, wenn Sie die blauen Cowboystiefel oder einen lindgrünen Ledermantel nach Monaten gefunden haben. Wenn Sie einen Teil Ihrer Kleidung aus zweiter Hand kaufen, haben Sie mehr Geld für die besonderen Stücke übrig. Halten Sie den größeren Teil Ihrer Garderobe schlicht und investieren Sie bei Basics ruhig in Qualität. Beim Stöbern in Vintage-Läden oder im Internet werden Sie häufiger ein Schnäppchen machen. Nutzen Sie Auslandsreisen, um Ihre Garderobe um ein paar besondere Stücke zu erweitern.

Mode ist eine künstlerische, schöpferische Disziplin wie auch Kunst oder Architektur. Lassen Sie sich von davon inspirieren. Gefällt Ihnen ein Bild ganz besonders? Welche Farben oder Strukturen charakterisieren dieses Kunstwerk? Fasziniert Sie in der Architektur eher das Bauhauskonzept oder der Jugendstil? Lassen Sie sich davon beflügeln.

Wie fühle ich mich?

Wie fühlen Sie sich? Je grauer Ihre momentane Laune ist, desto dezenter und zurückhaltender sollten Sie sich kleiden. Die Kleidung bietet Ihnen in diesem Fall Schutz. Sie fühlen sich großartig oder besonders sexy? Zeigen Sie dies der Welt und kleiden Sie sich in satte Farben oder gewagte Muster. Vermeiden Sie zu enge Kleidung, wenn Sie mal wieder das Gefühl haben, ein paar Kilo zu viel zu haben. Gehen Sie niemals in Kleidern aus dem Haus, in denen Sie sich nicht wohlfühlen. Niemals.

Wohin gehe ich?

Auch hier gilt ein künstlerisches Prinzip des US-Architekten Louis Sullivan: „Form follows function“. Werden Sie sich bewegen oder ruhig stehen oder sitzen bleiben? Werden Sie draußen sein oder bleiben Sie in Räumen? Gehen Sie arbeiten oder feiern? Wenn Sie tanzen gehen wollen, kleiden Sie sich in erster Linie bequem. Nichts wirkt weniger sexy als eine aufgedonnerte Person, die permanent ihre Garderobe zurechtrückt. Wenn Sie Spaß am tanzen haben, werden Sie das ausstrahlen und Ihre Kleidung tritt ohnehin in den Hintergrund. Wenn Sie auf einer Party oder im Club im knappen Kleidchen glänzen wollen, glänzen Sie, aber bleiben Sie am Tresen stehen. Wenn Sie beruflich überzeugen müssen, tragen Sie einen Anzug oder ein Kostüm. Beruhigen Sie Ihr anfängliches Unwohlsein in diesem Aufzug mit Ihrer Lieblingskette, einer Brosche oder einem Tuch.

Manchmal darf man mit einem Haute-Couture-Kleid auf eine unbedeutende Party gehen und anderen die Show stehlen – aber nur, wenn man Stil hat. Lassen Sie Modetrends temporäre Entwicklungen sein und bleiben Sie sich treu. Jedes Kleidungsstück hat eine Geschichte und sollte sie auch behalten. Mode ist Kunst. Kunst ist Stil. Stil ist Authentizität. Authentizität ist Persönlichkeit.

Stil ist Spiel. Kinderleicht.